Nicht jede agile Praxis führt automatisch zu einem agilen Mindset. In vielen Organisationen haben sich Routinen, Missverständnisse oder auch Verhaltensmuster eingeschlichen, die der agilen Arbeit widersprechen. Diese sogenannten Anti-Patterns bremsen Teams systematisch aus – oft unbemerkt. In diesem Kapitel zeige ich dir typische Stolperfallen, wie sie sich im Alltag zeigen und wie du sie als Scrum Master, Product Owner oder Teammitglied erkennst und auflöst.
Lack of Stakeholder Engagement – Business rarely collaborates with the team.
Cargo Cult Agile – Following ceremonies without understanding the purpose.
Micromanagement – Managers controlling every detail instead of empowering teams.
Hero Culture – Relying on a few “stars” instead of building team collaboration.
No Definition of Done – Deliverables remain unclear and inconsistent.
Overloaded Teams – Taking on more work than capacity allows.
Ignoring Retrospectives – Treating them as optional or skipping entirely.
Fake Transparency – Hiding problems instead of addressing them.
Too Many Priorities – Everything is “urgent,” nothing is truly prioritized.
Scrumfall – Using Scrum terms but working in a waterfall way.
Anti-Pattern: Daily als Status-Meeting
Viele Teams nutzen das Daily zur reinen Status-Berichterstattung. Dabei ist der Zweck der Daily: Synchronisation, gemeinsames Verständnis zum Sprint-Ziel und frühzeitiges Erkennen von Hindernissen.
Symptome:
– Jedes Teammitglied spricht nur zum Scrum Master
– Keine Verbindung zum Sprint-Ziel
– Keine Impulse oder Rückfragen im Team
Besser so:
– Start mit einem Blick aufs Sprint-Ziel oder Scrum Board
– Fragen wie: „Wie bringt uns das weiter?“ – Reihum-Moderation durch das Team selbst
Anti-Pattern: Refinement ohne Struktur
Refinement ist kein Meeting, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wenn es aber unregelmäßig oder unvorbereitet geschieht, leidet die Planbarkeit massiv.
Symptome:
– Stories werden erst im Sprint Planning verstanden
– Keine Schätzungen oder Definition of Ready
– Lange Diskussionen ohne Ergebnis
Besser so:
– Wöchentliche Refinement-Termine einführen
– PO vorbereitet, Team bringt Rückfragen ein
– Klarer Fokus auf wenige priorisierte Items
Anti-Pattern: Product Owner als Übersetzer
Wenn der Product Owner keine Entscheidungen treffen kann oder darf, leidet die Klarheit. Das Team arbeitet ineffizient, weil Richtungswechsel oder Stakeholder-Stimmen fehlen.
Symptome:
– PO bringt keine Prioritäten ein
– Rückfragen werden vertagt
– Stakeholder-Verantwortung wird delegiert
Besser so:
– PO bekommt Rückendeckung vom Management
– Priorisierung durch Business Value
– Aktive Teilnahme an Reviews und Refinements
Anti-Pattern: Retro als Ritual ohne Veränderung
Retros sollen Teams zur kontinuierlichen Verbesserung befähigen. Wenn daraus aber kein Follow-up entsteht, verliert das Format an Glaubwürdigkeit.
Symptome:
– Immer dieselben Themen, keine Lösung
– Keine konkreten Maßnahmen
– Retros fallen regelmäßig aus
Besser so:
– Maßnahmen nachverfolgen & visualisieren
– Fokus auf ein Hauptthema
– Offene Formate ausprobieren (z. B. Lean Coffee, Mad-Sad-Glad)
Agile Anti-Patterns erkennen und adressieren zu können, ist eine Schlüsselkompetenz für Scrum Master und Teams. Sie entstehen nicht aus böser Absicht, sondern durch Unklarheit, Überforderung oder fehlende Reflexion. Je früher du sie siehst, desto schneller kannst du wirksam gegensteuern.