scrum vs kanban

Kanban vs. Scrum – Ein professioneller Vergleich mit Jira-Praxis

Scrum und Kanban gehören zu den bekanntesten Methoden im agilen Arbeiten. Beide Frameworks fördern Selbstorganisation, Transparenz und kontinuierliche Verbesserung. Doch worin unterscheiden sie sich genau? Und wann lohnt sich welche Methode?

In diesem Artikel vergleichen wir Scrum und Kanban fundiert, zeigen typische Einsatzbereiche auf und geben praxisnahe Beispiele, wie Teams diese Ansätze in Jira umsetzen können.


Ursprung und Grundprinzip von Kanban

Kanban hat seine Wurzeln in den späten 1940er Jahren, im Rahmen des Toyota-Produktionssystems. Ziel war eine Just-in-Time-Produktion: Es sollte genau das produziert werden, was benötigt wird – nicht mehr und nicht weniger.

„Kanban“ bedeutet auf Japanisch so viel wie „visuelles Signal“ oder „Signalkarte“. In der Produktion zeigte eine Kanban-Karte an, wann Nachschub erforderlich war. Diese Idee wurde später auf Wissensarbeit übertragen, insbesondere in der Softwareentwicklung. Dort ermöglicht das Kanban-Prinzip eine effiziente Steuerung des Arbeitsflusses.


Scrum vs. Kanban: Methodischer Vergleich

Scrum

Scrum ist ein iteratives, zielorientiertes Framework. Die Arbeit wird in festen Zeitabschnitten – den Sprints (meist 2 bis 4 Wochen) – geplant und umgesetzt.
Charakteristisch für Scrum sind:

  • Klar definierte Rollen: Product Owner, Scrum Master und das Entwicklungsteam
  • Fixe Zeremonien: Sprint Planning, Daily Standups, Sprint Review und Sprint Retrospektive
  • Sprint-Ziele: Jeder Sprint verfolgt ein konkretes Ziel und liefert ein potenziell auslieferbares Produktinkrement.

Ein typisches Beispiel: Ein SaaS-Entwicklungsteam liefert alle zwei Wochen neue Features, die getestet, dokumentiert und bereit für die Nutzer sind.

Kanban

Kanban verfolgt einen anderen Ansatz: Es ist flussbasiert und zielt darauf ab, den Durchsatz zu optimieren und Engpässe sichtbar zu machen.
Wichtige Prinzipien sind:

  • Visualisierung der Arbeit (über Boards)
  • Work-in-Progress-Limits (WIP), um Überlast zu vermeiden
  • Fokus auf die Durchlaufzeit (Cycle Time)

Anders als Scrum setzt Kanban nicht auf feste Iterationen oder Rollen. Es ist flexibler und passt sich dem natürlichen Arbeitsfluss an.


Das Pull-Prinzip im Kanban-Workflow

Ein wesentlicher Unterschied ist das Pull-Prinzip in Kanban. Während im Scrum Sprint Planning Aufgaben oft zugewiesen werden (Push), ziehen sich Teammitglieder in Kanban eigenständig neue Aufgaben, wenn Kapazität frei ist.

Beispiel in Jira:

  • Eine Entwicklerin verschiebt eine Aufgabe von „In Progress“ nach „Done“ und zieht sich dann aktiv das nächste Ticket aus „To Do“, sofern das WIP-Limit es erlaubt.
  • WIP-Limits lassen sich in Jira direkt im Kanban-Board konfigurieren, um den Arbeitsfluss stabil zu halten.

Die „To Do“-Spalte fungiert oft als dynamisches operatives Backlog. Im Gegensatz zum Scrum Backlog können sich hier Prioritäten schnell ändern, etwa durch Incidents oder kurzfristiges Kundenfeedback.


Typische Einsatzbereiche in der Praxis

Scrum eignet sich besonders für:

  • Teams, die Features entwickeln und Releases planen
  • Projekte mit klarem Scope und relativ stabilen Anforderungen
  • Produktentwicklung, wo regelmäßige Inkremente geliefert werden sollen

Kanban spielt seine Stärken aus bei:

  • DevOps- und Plattform-Teams, die flexibel auf Produktionsereignisse reagieren
  • IT-Support und Service-Desks mit wechselnder Arbeitslast
  • Agile Teams in Bereichen wie Marketing, HR oder Legal, wo ein kontinuierlicher Aufgabenstrom herrscht

In Umgebungen mit hoher Dynamik, kurzfristigen Anforderungen oder kontinuierlicher Auslieferung punktet Kanban durch Transparenz und Flexibilität.


Zusammenfassung & Entscheidungshilfe

Scrum und Kanban haben unterschiedliche Stärken:

DimensionScrumKanban
StrukturIterativ (Sprints)Flow-basiert (kontinuierlich)
PlanungSprint-Ziele & BacklogRolling Planning, Just-in-Time
RollenScrum Master, PO, Dev-TeamKeine festen Rollen nötig
MeetingsRegelmäßige ZeremonienNach Bedarf
Ideal fürProduktentwicklung, Feature-TeamsDevOps, Support, Maintenance
Jira-NutzungScrum-Board mit Sprint-PlanningKanban-Board mit WIP-Limits & Pull-Prinzip

Fazit:

  • Scrum bringt Struktur, Vorhersehbarkeit und Sprintziele – ideal für planbare Produktentwicklung.
  • Kanban bietet Flexibilität, Transparenz und einen stetigen Arbeitsfluss – perfekt für dynamische Umgebungen und reaktive Teams.

Die Wahl hängt davon ab, wie stabil euer Backlog ist, wie planbar eure Arbeit und welche Art von Team ihr seid.


Dein nächster Schritt

Hast du Fragen dazu oder möchtest du herausfinden, was für dein Team am besten passt?
Ich unterstütze dich gerne dabei, den richtigen Ansatz zu finden und Scrum oder Kanban professionell in eurer Organisation zu etablieren.